Epitaph Pfarrer Kneer über dem Südeingang der Stadtkirche / So finden Sie das Objekt; Bilder können durch Doppelklick vergrößert werden.

Anfänge der Reformation 1519 bis 1608 - Epitaph an der Südseite des Kirchenschiffs

Die Anfänge der Reformation in Großsachsenheim

 

Über die Geistlichen in Großsachsenheim vor der Reformation ist bisher nichts bekannt. Für das Jahr 1519 nennt der württembergische Historiker Carl Pfaff einen Magister Hermann, den letzten Vertreter einer jüngeren Seitenlinie der Herren von Sachsenheim. Nun waren diese Herren und mit ihnen auch die Ganerben in Bönnigheim sehr für Luthers Lehre eingenommen und hatten dem früheren Bietigheimer Stadtpfarrer Heberle zufolge bereits im Jahr 1525 "den Mönchen auf dem Frauenberg [bei Bönnigheim] anbefohlen, zuvorderst das Evangelium und Wort Gottes lauter und klarer zu predigen ohnvermischt mit Menschen Lehren". Man darf also doch annehmen, dass Großsachsenheim recht früh sich Luthers Lehre zuwandte, und dass sich der Glaubenswechsel unter dem Sachsenheimer Abkömmling Hermann ohne Probleme vollzogen hat.

 

Bald nach 1530 setzte sich die Sachsenheimer Herrschaft mit dem württembergischen Reformator Brenz in Verbindung, der den Pfarrer Wendel (Wolfgang) Stier empfohlen hat. Er muss nach 1545 hier tätig gewesen sein (um 1560 amtete hier Pfarrer Johannes Pfeffinger), denn sein Sohn Eusebius Taurus [Stier] hatte sich am 16.Februar 1546 an der Universität Tübingen als Student einschreiben lassen. Wie sehr man hier dem reformatorischen Geist huldigte, beweist auch die Tatsache, dass ein im Jahr 1541 erschienenes "Streytbüchlin" von seinem Verfasser Casper Huberinus der Frau Margaretha von Sachsenheim gewidmet war.

 

Pfarrer Abraham Manne (1562 - 1572) führte in Großsachsenheim das Taufregister ein.

 

Pfarrer Michael Kneer war von 1572 bis zu seinem Tod 1608 Seelsorger in Großsachsenheim. Er führte das Ehebuch in Großsachsenheim ein. In seine Amtszeit fällt der Ausbruch der Pest ("in diesem jahre (1578) sein von Regiswindis [15.07.] bis auf Lichtmeß [02.02.] des 79ten Jahrs peste gestorben 103 Personen, Alt und Jung"). 1596/97 gab es in Großsachsenheim sogar 128 Tote (normalerweise verstarben in Großsachsenheim in dieser Zeit etwa 10 Personen im Jahr).

 

Über dem Südportal hängt ein gemalter Epitaph, in der Mitte ist Pfarrer Kneer, seine drei Frauen (Katharina +1578, Justina +1602, Ursula), sowie seine acht Söhne (Jerg Ludovicus, Abraham, Johann Jacob, Hermannus, Johann Michel, Johann Michael, Franziscus Michael, Lukas Sebastianus) und vier Töchter (Anna, Katerina, Anna Maria, Justina; die Namen der verstorbenen Kinder sind jeweils mit einem Kreuz gekennzeichnet; Pfarrer Kneer überlebte 7 seiner 12 Kinder) abgebildet, wie sie in einer weiten Hügellandschaft unter dem Kreuz knien. 

 

Über dem Bild befindet sich die Inschrift: "1 Cor: 2. Da ich zuo euch Kam, hielt ich mich nicht darfür, das ich etwas wüßte unter euch, ohne allein Jesum Christum den gecreizigten"

 

Grabinschrift: "Anno 1608 den 30 Augusti ist in dem Herrn Christo Seliglich entschlaffen Der Erwirdig wolgelehrt Herr M[agister] Michael Kneer als XXXV Jar Pfarre allhie Zu Sachsenhaim gewesen. Wölhem Gott durch Christum ein fröliche Ufferstehung verleihe Amen"

 

Unter der Grabinschrift: "Apocal: 2 [Offenbarung] - Sey getreuw biß an den Todt, so will ich dir die Cron des lebens geben."